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Wir wuppen uns nach Wuppertal

Am Morgen werden wir wach durch munteres Gehechel und Gekläffe. Anscheinend haben wir unser Lager an einem für Hundebesitzer beliebten Waldstück aufgeschlagen. Die morgendliche Routine folgt: Raus aus dem Schlafsack, rein in die klammen Klamotten, auf dem kleinen Ofen Kaffee kochen, Matratze umklappen, Fahrer und Beifahrersitz freiräumen und im Nieselregen Kaffee schlürfend durch die beschlagene Windschutzscheibe den mittlerweile fortgeschrittenen Herbst betrachten.

Plötzlich klopft es an der Scheibe. Draußen steht eine Frau mit ihrem Hund. Verschlafen kurbelt Paul die Scheibe herunter und wünscht der Unbekannten einen guten Morgen. Diese kommt direkt zur Sache: „Sagt mal, kann es sein, dass ihr beide Paul und Hansen seid?“ Wir schauen uns überrascht an und nicken. Sie hatte unseren Film über die Tour um die Welt auf Stern-TV gesehen und uns wiedererkannt. Wir unterhalten uns kurz und Paul lässt taktisch klug nebenher fallen, dass wir auf unserem momentanen Roadtrip auch immer auf der Suche nach Duschen und Schlafgelegenheiten sind. Leider versteht sie anscheinend den „Wink mit dem Zaunpfahl“ nicht und verabschiedet sich nach einem kurzen Gespräch wieder.
„Na dann lass uns doch mal unsere Bedürfnisse auf Facebook posten“, schlage ich vor und wir machen ein kurzes Video, in dem wir unsere Leser auffordern, die Welt zu einem besser riechenden Ort zu machen. Als wir gerade losfahren wollen Richtung Wuppertal, kommt die Frau wieder zurück. „Sagt mal, wenn ihr wollt, könnt ihr einfach bei mir duschen.“

Yes, denke ich mir. Auf Facebook hatte bisher niemand geantwortet, geht also auch ohne. „Wald statt Social Media“ fügt Paul meinen Gedanken passend hinzu. Die Frau lacht, stellt sich als Viktoria vor und bittet uns ihr hinterherzufahren. Eine knappe Stunde später sind wir beide frisch geduscht und Paul kocht für uns drei noch eben ‘Spaghetti mit Rot’. Dann heißt es wieder Abschied nehmen und selbst die schöne, aber sehr scheue Hündin Mia, die eigentlich keine Fremden mag, verabschiedet uns schwanzwedelnd. Wir laden Victoria noch ein, heute Abend nach Wuppertal zu kommen und düsen dann mit Bonnie Richtung CinemaxX.

Wir freuen uns immer sehr, wenn wir unser Auto direkt vor dem Kino parken können. So haben wir durch die ja mittlerweile sehr informativ beklebte Bonnie immer noch die Möglichkeit, ein paar mehr Besucher zu locken. Außerdem haben die Leute eine Chance zu sehen, wie wir auf unserem Roadtrip hausen. Ein bisschen erinnert mich das Interieur von Bonnie momentan an die Abstellkammer eines Messies. Leere Flaschen, Wäsche, Werkzeug, eine Matratze, Alditüten und zahllose Ladegeräte und Spanngurte füllen den Kofferraum. Für viele sicher ein ungewohntes Bild, so ein Mobil vor dem schicken CinemaxX stehen zu sehen, für mich aber ein schöner Kontrast, der zu unserer Show super passt. Außerdem hat Bonnie noch die Farbe vom CinemaxX-Logo. Echt ein witziges Bild.
Die Show läuft super und das Publikum belohnt uns mit einem fantastischen Applaus. Wie immer zeigen wir im Anschluss ja noch ein Sammelbild von allen Gesichtern der Menschen, die uns unterwegs geholfen haben und fordern das Publikum auf, doch bitte noch einmal für all diese Menschen zu klatschen, ohne die unsere Tour nicht möglich gewesen wäre. Gerechterweise fällt dieser Beifall auch heute mal wieder noch lauter aus.

Viktoria und ihr Mann waren auch da. Wir bedanken uns noch einmal für ihre Gastfreundschaft, müssen dann aber leider ihre Übernachtungseinladung ablehnen, weil es einfach zu weit in die falsche Richtung wäre. Stattdessen machen wir uns nach dem Abbau in Richtung Würzburg auf und finden schnell einen Parkplatz, der wegen Bauarbeiten geschlossen ist. Genau richtig, um unser Nachtlager aufzuschlagen. Gute Nacht.

Hansen Hoepner

Fünf Minuten vor seinem Bruder Paul geboren, studierte an der Akademie für Bildende Künste Maastricht Produktdesign, Goldschmiede und Fotografie. Seit 2014 arbeitet er an dem Kreativprojekt »KAOS« (www.kaosberlin.de) mit und hat sich dort mit einer Werkstatt für Goldschmiede und Produktdesign selbstständig gemacht.

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